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Warum habe ich mich für die Eröffnung einer rein privatärztlichen Praxis entschieden?

Ich möchte meinen Patienten nicht, wie von den gesetzlichen Krankenkassen vorgeschrieben, das medizinisch Notwendige, sondern eine individuell angepasste und für jeden Patienten optimierte Diagnostik und Therapie anbieten.

Nur durch eine weitestgehende Unabhängigkeit von den gesetzlichen Krankenkassen und ihrem momentanen Leistungsspektrum kann ich als Arzt meinen eigenen Ansprüchen und denen meiner Patienten gerecht werden. Der Gesetzgeber, beziehungsweise die gesetzlichen Krankenkassen geben über ihren Leistungskatalog an, welche Behandlung, Diagnostik und Therapie für Sie als Patient ausreichend erscheint. Ich sehe dieses auch für mich selbst häufig nicht als ausreichend an.Diese Vorgehensweise kann ich weder als freier und selbständig denkender Mensch und schon gar nicht als Facharzt mit entsprechenden Erfahrungswerten akzeptieren, noch kann ich es mit meinem Gewissen vereinbaren.

Ein Tropfen

Ich möchte bei meinen Patienten die beste, auf dem neuestem medizinischen Wissensstand basierende Medizin anwenden und sie auch diesbezüglich beraten können. Übervolle Wartezimmer, lange Wartezeiten und der Arzt hat nur ein paar Minuten Zeit? Dieses durch die gesetzlichen Krankenkassen erzwungene System empfinde ich für den Patienten, als auch für den Arzt als Zumutung. Durch die Medien wird es heute durch die Vielfalt der Nachrichten immer schwieriger sich ein objektives Bild über ein medizinisches Verfahren oder eine Anwendung zu machen.Studien, deren Studiendesign fraglich ist, werden herangezogen ob eine Leistung durch die Krankenkassen bezahlt werden, oder nicht.Als Beispiel hierfür ist die Gerac-Studie zu nennen, die zur Verifizierung der Wirkung der Akupunktur durchgeführt wurde. Hier wurden für die Akupunktur Punkte verwendet, welche im klassischen Sinne wirksam sind und Punkte ( Sham-Punkte ) welche keine Wirkung haben sollten. Viele der Sham-Punkte hatten jedoch, durch Spezialisten der WHO-Akademie bestätigt, eine Wirkung, machten also das Studiendesign zunichte.


Trotz intensiver Bemühungen dies mit Hilfe der WHO-Akademie den zuständigen Stellen zu vermitteln, wurde die Studie dennoch als Grundstein dafür genommen  zu bestimmen was in der Akupunktur von den gesetzlichen Kassen bezahlt wird und was nicht.

Dafür sollen jedoch bei Rückenschmerzen, um eine „anerkannte“ Behandlungsmethode zu sein, 14-20 Nadeln gestochen werden. ( Bekanntmachung eines Beschlusses des gemeinsamen Bundesausschusses über eine Änderung der Richtlinie Methoden vertragsärztliche Versorgung in Anlage I „Anerkannte Untersuchungs– oder Behandlungsmethoden“ und in Anlage II „ Methoden die nicht als vertragsärztliche Leistungen zu Lasten der Krankenkassen erbracht werden dürfen“ : Akupunktur vom 19. September 2006). Diese Vorgabe der Anzahl der Nadeln, um als Akupunkturbehandlung abgerechnet werden zu dürfen, ist nur ein Beispiel. Viele Dinge im Gesundheitswesen sind nicht mehr nachzuvollziehen und entsprechen auch, Akupunktur als Beispiel, keinerlei Lehrmeinung. Was tue ich wenn der Patient nach 3 gesetzten Nadeln keine Schmerzen mehr hat?

So habe ich mich im Rahmen dieser Regelungen immer wieder gefragt warum ich eine so intensive Ausbildung gemacht habe, wenn ich das Gelernte nicht anwenden kann. Ich habe mich als Dozent für Akupunktur gefragt warum ich etwas lehre, was so nicht zur Anwendung kommt.Und so habe ich mich entschieden das für meine Patienten und mich das Richtige zu tun und in einer gewissen Weise unabhängig zu bleiben, aber hinter den Dingen die ich für medizinisch nötig halte stehen zu können.Ich möchte nicht nur ausreichende Medizin, sondern gute Medizin anbieten.

Dr. med. Hansjörg Kahoun